Forschung
Die Hamburger Indologie und Tibetologie stehen in der Tradition der historisch-philologischen Erforschung der Kulturen, Religionen und Geistesgeschichte Südasiens und Tibets auf Basis von Primärtexten. Im Zentrum stehen Sanskrit und die mittelindischen Sprachen (Pali, Buddhist Hybrid Sanskrit), die mündliche Überlieferungen in den modernen nordindischen Sprachen, die Grammatik des Hindi und Tibetisch. Schwerpunkte bilden dabei die überlieferten Traditionen des Buddhismus, von seinen Anfängen bis zu seinen tantrischen Ausformungen; aber auch die klassische indische Dichtkunst und Sanskrit-Werke bis in die Neuzeit. Seit dem ersten Juni 2017 ist nun auch Südindien und Tamil wieder vertreten, mit einem in Europa einzigartigen Schwerpunkt auf der klassischen Sprache und Grammatik, Literatur und Poetik, sowie auf der Interaktion zwischen Tamil- und Sanskrit-Traditionen im Süden Indiens.
Die Abteilung arbeitet eng mit drei Zentren zusammen, die sich den Themen Tantrismus, Buddhismus und den literarischen Dimensionen des tibetischen Buddhismus widmen. Mit dem Sonderforschungsbereich Manuskriptkulturen in Asien, Afrika und Europa und dem Exzellenzcluster Understanding Written Artefacts ist die Abteilung ebenfalls eng verbunden.
Mit drei Professuren für das klassische Indien, einer Professur für Tibetologie und zwei Lektorenstellen zählt Hamburg innerhalb Deutschlands zu einer der größten Abteilungen mit den Schwerpunkten Indologie und Tibetologie.
Die Forschung präsentiert sich in der Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets in einer breiten Ausrichtung. Sie umfasst die Beschäftigung mit kulturellen, religionsgeschichtlichen, historischen und sozialgeschichtlichen Themen. Die Erforschung dieser Bereiche bedarf gründlicher Kenntnisse der Primärquellen in einer Reihe relevanter indischer Sprachen und Tibetisch.
In der Forschung bestehen zwei große Schwerpunkte:
Indologie
Die Arbeitsschwerpunkte in der Erforschung des alten- und mittelalterlichen Indien sind die indischen religiösen Traditionen unter besonderer Berücksichtigung des Buddhismus von seinen Anfängen bis hin zu späteren tantrischen Entwicklungen, sowie indische Philosophie und Sanskrit-Literatur. Letzteres umfasst das gesamte Spektrum von den Epen und Puranas bis hin zur höfischen Kunstdichtung. Der Schwerpunkt der Sprachausbildung liegt auf Sanskrit. Daneben werden aber auch Pali und andere mittelindische Sprachen angeboten, sowie buddhistisches Chinesisch.
Ab dem Wintersemester 2017/18 liegt ein weiterer Schwerpunkt auf dem Studium Südindiens und auf Tamil, der alten Literatursprache der Region, die auf Quellen aus über zwei Jahrtausenden zurückblickt. Der Fokus in Lehre und Forschung liegt dabei auf dem vormodernen, klassischen Tamil, obwohl auch neuzeitliches Tamil benötigt wird, da ein großer Teil der modernen Sekundärliteratur in dieser Sprache abgefasst ist. (Dank der stark ausgeprägten Diglossie befähigt aber der Erwerb der modernen Schriftsprache weder zum Sprechen noch zum Verstehen des gesprochenen Tamil.) Im Umgang mit südindischen Quellen, die das Verständnis von kulturellen und historischen Prozessen in fast allen Bereichen erst ermöglichen, ist zudem eine multilinguale Kompetenz gefordert, die zumindest Tamil und Sanskrit, idealerweise auch die anderen dravidischen Sprachen Malayalam, Kannada und Telugu einschließt.
Im Bereich der südasienkundlichen Studien der Neuzeit liegt der Schwerpunkt auf der Arbeit mit Primärquellen der letzten hundert Jahre. Literarische Texte, Film und Medien werden unter verschiedensten theoretischen Gesichtspunkten betrachtet: literaturkritisch, linguistisch, sozial- und politikwissenschaftlich. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt ist die Erforschung kultureller Phänomene in einem breiten historischen, kulturellen und religiösen Kontext. Der Schwerpunkt der Sprachausbildung liegt auf den neuindischen Sprachen Hindi und Urdu. Daneben wird aber auch zeitweilig Bengali angeboten.
Tibetologie
Schwerpunkt der Hamburger Tibetologie ist die Philosophie-, Religions- und Kulturgeschichte Tibets auf der Grundlage einer exakten philologischen Erschließung der Primärquellen. Die traditionell enge Zusammenarbeit mit der in Hamburg stark buddhologisch orientierten Indologie bildet dafür die optimale Voraussetzung. Die Vermittlung einer soliden Kenntnis des klassischen Tibetisch und die Anwendung bestimmter Forschungsmethoden (insbesondere der historisch-philologischen) ist wesentliche Grundlage des Studiums. Wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist neben dem klassischen auch das moderne Tibetisch. Zum einen hat es sich gezeigt, dass die Beherrschung der gesprochenen Sprache zu einem besseren Verständnis des klassischen Tibetisch beiträgt, zum anderen erfordern auch bestimmte Forschungsansätze die Zusammenarbeit mit tibetischen Gelehrten oder Informanten.
Enge Forschungskontakte bestehen mit den anderen Abteilungen des Asien-Afrika-Instituts sowie mit Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in Oxford, Oslo, Leiden, Gent, Budapest, Napoli, Uppsala, Berkeley, Delhi, Wardha, Garhwal, Kandy, Lahore, Tokyo und Universitäten in Taiwan.
Die Abteilung besitzt eine Fachbibliothek mit erstklassigen Sammlungen auf den Gebieten des Jainismus und Buddhismus (einschließlich tibetischer kanonischer Texte), aber auch sehr gute Bestände in den Bereichen der Sanskrit- und Hindi-Literatur, sowie der vormodernen Literatur in den dravidischen Sprachen.
Eng mit der Abteilung verbunden sind folgende Einrichtungen an der Universität Hamburg: