OAG
1873 hatte sich in Tôkyô aus interessierten Professoren, Lehrern, Kaufleuten, Diplomaten und (Privat-)Gelehrten die „Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens“ zusammengefunden, ein Jahr nach der Gründung der „Asiatic Society of Japan“.
Der OAG, wie sie in der Folge gerne abgekürzt wurde, gelang es, mit ihren regelmäßigen Veranstaltungen, vor allem aber mit ihren Publikationen zur wichtigsten Plattform für die Verbreitung japanbezogenen Wissens am Ende des 19. und während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum zu werden. Auch Florenz, der Begründer der Hamburger Japanologie, war während seines Japanaufenthaltes im Vorstand der Gesellschaft aktiv gewesen.
Zu dieser Wertschätzung trugen, neben einer Monographienreihe (MOAG), vor allem die seit 1926 erscheinenden „Nachrichten der (Deutschen) Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens“ (abgekürzt NOAG) bei, eine Zeitschrift des Vereins. Anfangs wurden neben allgemeinen Mitteilungen auch Vorträge und ähnliches publiziert; bereits in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts ist jedoch eine Entwicklung hin zu einer stärker wissenschaftlichen Publikation zu beobachten.
In einer neuen Gestalt und nunmehr als klassisch wissenschaftliche Zeitschrift ist die NOAG seit 1951 am Hamburger Seminar angesiedelt. Unter anderem aufgrund rechtlicher Einschränkungen – in Japan war nach amerikanischen Besatzungsvorgaben nur vor Ort lebenden Personen die Mitgliedschaft erlaubt – wurde am 21. November 1950 in Hamburg eine eigene, von der Muttergesellschaft unabhängige „Gesellschaft für Natur-und Völkerkunde Ostasiens“ gegründet. Ihr Ziel war es, die damals in Deutschland sowohl im Universitätsbereich wie auch in der Gesellschaft nur wenig verbreiteten Kenntnisse über Asien zu fördern, dabei insbesondere die Ostasienwissenschaften als deren wissenschaftlicher Basis. Die Mitgliederliste des Gründungsjahres liest sich heute wie ein Who is who der damaligen deutschsprachigen Ostasienkunde, insbesondere der Japanologie und Sinologie. Mit dieser Ausrichtung war indirekt eine Trennung vollzogen; auch nach der Re-Etablierung des japanischen Vereins im Jahr darauf (1951) kam es nicht mehr zu einem Zusammenschluß: Die Einheit der Interessen vor Ort in Japan und in Deutschland ließ sich in der Nachkriegszeit nicht mehr aufrechterhalten, zu unterschiedlich waren die Anliegen und Bedürfnisse geworden. Seit dieser Zeit existieren in Hamburg und in Tôkyô (https://oag.jp) die zwei voneinander unabhängigen Mitgliedergesellschaften.