Über die Abteilung
Schwerpunkte
Mit drei Professuren für die Kunde Südasiens, einer Professur für Tibetologie und zwei Lektorenstellen zählt Hamburg innerhalb Deutschlands zu einer der größten Abteilungen mit den Schwerpunkten Indologie und Tibetologie.
Forschung und Lehre präsentieren sich in der Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens und Tibets in einer breiten Ausrichtung. Sie umfassen die Beschäftigung mit kulturellen, religionsgeschichtlichen, historischen und sozialgeschichtlichen Themen. Die Erforschung dieser Bereiche bedarf gründlicher Kenntnisse der Primärquellen in einer Reihe relevanter indischer Sprachen und Tibetisch.
Ein Ziel der Lehre ist es, auf der Basis historischer Betrachtung kulturelle Kontinuitäten zu vermitteln und das Verständnis für diachronische Veränderungen zu schärfen.
In Forschung und Lehre bestehen fünf große Schwerpunkte:
1. Klassische Indologie/Sanskrit
Die Arbeitsschwerpunkte in der Erforschung des alten- und mittelalterlichen Indien sind: indische religiöse Traditionen unter besonderer Berücksichtigung des Buddhismus von seinen Anfängen bis hin zu späteren tantrischen Entwicklungen, sowie indische Philosophie und Sanskrit-Literatur, letzteres umfasst das gesamte Spektrum von den Epen und Puranas bis hin zur höfischen Kunstdichtung. Der Schwerpunkt der Sprachausbildung liegt auf Sanskrit. Daneben werden aber auch Pali und andere mittelindische Sprachen angeboten.
2. Klassische Indologie/Tamil
Seit dem Winter 2017/18 schließen die Sprach-Optionen – derweil einzig in Europa – ab dem Master level auch Tamil ein, die literarische Sprache Südindiens, mit Textzeugen aus mehr als 2000 Jahren. Im Mittelpunkt von Forschung und Lehre steht das klassische Tamil, obwohl Training in der modernen Sprache ebenfalls vonnöten ist, da ein großer Teil der einschlägigen Sekundärliteratur in modernem Tamil verfaßt ist. (Dank der tamilischen Diglossie reicht der Erwerb der modernen Schriftsprache allerdings nicht aus um Tamil auch zu sprechen.) Im Umgang mit südindischen Quellen, die uns erlauben, kulturelle und historische Prozesse in fast allen Bereichen zu verstehen, sind multilinguelle Kompetenzen unerläßlich, die zumindest Tamil und Sanskrit einschließen, idealerweise in Kombination mit den anderen dravidischen Sprachen Malayalam, Kannada und Telugu. Entsprechend ist Tamil für Sanskritisten, die über Südindien arbeiten wollen, die ideale Option für die zweite Sprache, während die langfristige Interaktion von Tamil und Sanskrit im Süden definitiv Sanskrit als zweite Sprache für jeden Tamilisten verlangt, der sich mit vormodernen Quellen befaßt.
3. Tibetologie
Schwerpunkt der Hamburger Tibetologie liegt in der Forschung und der Lehre im Gebiet der buddhistischen Philosophie, Religion, Geistesgeschichte und Geisteskultur Tibets auf der Grundlage einer historisch-philologischen Erschließung der Primärtextquellen und Ideen. Die traditionell enge Zusammenarbeit mit der in Hamburg stark buddhologisch orientierten Indologie bietet einen zusätzlichen Vorzug für die fachliche Orientierung und Akzentuierung der Tibetologie in der Abteilung. Die Vermittlung einer soliden Kenntnis des klassischen Tibetisch und die Anwendung bestimmter Forschungsmethoden (insbesondere der historisch-philologischen) ist wesentliche Grundlage des Studiums. Wichtiger Bestandteil der Ausbildung ist auch das Erlenen des modernen Tibetisch.
4. Buddhismuskunde
Der Buddhismus ist seit dem 5. Jahrhundert v.Chr. ein wichtiger Bestandteil der religiösen, philosophischen und kulturellen Geschichte Südasiens und hat über Indien hinaus maßgeblichen Einfluss auf die Geistesgeschichte Asiens ausgeübt. Um den Buddhismus in seinen ursprünglichen Formen verstehen zu können, müssen zunächst die sprachlichen Grundlagen erworben werden, um die dem Buddha zugeschriebenen Texte und deren Auslegungen verstehen zu können. Im Zentrum stehen dabei die indischen Sprachen Sanskrit, Pali und hybride Formen des Sanskrit, die stark von buddhistischen Spracheigenheiten durchsetzt sind. Erst der sprachliche Zugang erlaubt es, diese Quellentexte historisch zu kontextualisieren und dadurch die buddhistischen Lehren in ihrem vollen Gehalt zu verstehen. Die dynamischen Entwicklungen der verschiedenen Schulen des Buddhismus im Laufe der Geschichte – vom frühen Buddhismus über die verschiedenen Ausprägungen des Mahayana-Buddhismus bis hin zu späteren tantrischen Formen – mit ihren reichen Texten stehen im Studium dabei im Mittelpunkt. Förderlich sind dabei Kenntnisse des klassischen Tibetisch und Chinesisch, denn viele der in Indien entstanden Texte wurden schon früh in diese Sprachen übersetzt und sind heute eine wertvolle Hilfe für das Verstehen und Interpretieren der frühen Quellen.
5. Neuzeitliches Südasien, derzeit nur noch durch ein Lektorat vertreten
Im Bereich der südasienkundlichen Studien der Neuzeit liegt der Schwerpunkt auf der Arbeit mit Primärquellen der letzten hundert Jahre. Literarische Texte, Film und Medien werden unter verschiedensten theoretischen Gesichtspunkten betrachtet: literaturkritisch, linguistisch, sozial- und politikwissenschaftlich. Ein besonderer Arbeitsschwerpunkt ist die Erforschung kultureller Phänomene in einem breiten historischen, kulturellen und religiösen Kontext. Der Schwerpunkt der Sprachausbildung liegt auf den neuindischen Sprachen Hindi und Urdu. Daneben wird aber auch zeitweilig Bengali angeboten.
Enge Forschungskontakte bestehen mit den anderen Abteilungen des Asien-Afrika-Instituts sowie mit Universitäten und anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in Paris, Pondicherry, Budapest, Oxford, Berkeley, Napoli, Delhi, Lahore, Tokyo und Tsukuba.
Die Abteilung besitzt eine Fachbibliothek mit erstklassigen Sammlungen auf den Gebieten des Jainismus und Buddhismus (einschließlich tibetischer kanonischer Texte), aber auch sehr gute Bestände in den Bereichen der Sanskrit- und Tibetisch-Literatur sowie in den dravidischen Sprachen.