Geschichte
Geschichte
Das Fach Afrikanistik blickt auf eine lange Tradition der Erforschung Afrikas zurück und pflegt dabei einen kritischen Umgang mit der eigenen Rolle im Rahmen der Kolonialgeschichte. Die Afrikanistik versteht sich heute als internationales Fach, in dem die enge Kooperation mit Partnern im subsaharischen Afrika, mit ForscherInnen aus dem Ausland sowie interdisziplinäre Offenheit gegenüber anderen Wissenschaftsbereichen große Bedeutung besitzen. Über universitäre Abkommen ist die Abteilung mit vielen internationalen Forschungsinstitutionen vernetzt und führt in Afrika Projekte unter Beteiligung der Partner vor Ort durch. Zudem werden (beispielsweise über den Deutschen Akademischen Austauschdienst oder die Alexander von Humboldt Stiftung) Nachwuchswissenschaftler aus Afrika gefördert und Kollegen afrikanischer Universitäten bei ihrer Arbeit unterstützt.
Geschichtliche Entwicklung
Bereits 1909 wurde am Hamburger Kolonialinstitut ein Lehrstuhl für afrikanische Sprachen eingerichtet. Damit zählt die Abteilung für Afrikanistik und Äthiopistik zu den wissenschaftlichen Einrichtungen, die älter sind als die Universität selbst. Was mit einer Afrikanistik-Professur am Seminar für Kolonialsprachen begann, hat sich zu einer eigenständigen akademischen Disziplin entwickelt und ist seit Gründung der Universität 1919, zunächst als Seminar für afrikanische Sprachen und nach diversen Umbenennungen nun als Abteilung für Afrikanistik und Äthiopistik in Forschung und Lehre etabliert.
Die Geschichte der Abteilung ist geprägt durch namhafte AfrikanistInnen wie Carl Meinhof, August Klingenheben, Emmi Kähler-Meyer, Johannes Lukas, Ernst Hammerschmidt, Anton Vorbichler, Ludwig Gerhardt, Siegbert Uhlig, Ekkehard Wolff und Mechthild Reh. Wenn zu Beginn mit Carl Meinhof die afrikanistische Forschung noch weitgehend auf den Bereich der Bantusprachen und sprachhistorische Fragestellungen fokussiert war, hat sich die thematische Bandbreite mit Einrichtung weiterer Professuren erheblich erweitert. So hat die Hamburger Afrikanistik neben der Etablierung der Bantuistik (Meinhof) die Erforschung der Benue-Kongo-Sprachen im Bantu-Grenzbereich (Graslandbantu: Kähler-Meyer, Plateausprachen Nigerias: Gerhardt) vorangetrieben und nachhaltig die Tschadistik (Klingenheben, Lukas, Wolff), die Ähtiosemitistik (Klingenheben) und die Nilo-Saharanistik (Vorbichler, Lukas, Reh) geprägt. Über die sprachliche Grundlagenforschung in Form von Dokumentation und Analyse bislang wenig bekannter afrikanischer Sprachen hinaus hat die Hamburger Afrikanistik wesentliche Beiträge zu Sprachsoziologie und Soziolinguistik (Reh, Wolff), zur Erforschung oraler Literaturen (Wolff) und zur Mehrsprachigkeit und Sprachkontaktforschung (Reh, Wolff) geleistet. Mit Ernst Hammerschmidt und Siegbert Uhlig entwickelte sich der Arbeitsbereich Äthiopistik, der heute in Hamburg als einziger deutscher Universität eine eigenständige Vertretung besitzt. Inzwischen verfügt die Abteilung für Afrikanistik und Äthiopistik über drei Professuren und eine Juniorprofessur, die die Sprachen und Kulturen Afrikas in einer breiten Ausrichtung repräsentieren.
Weiterführende Literatur:
Meyer-Bahlburg, Hilke & Ekkehard Wolff. 1986. Afrikanische Sprachen in Forschung und Lehre - 75 Jahre Afrikanistik in Hamburg (1909-1984). Berlin & Hamburg: Dietrich Reimer.
Lukas, Johannes. 1965. Afrikanische Sprachen und Kulturen – der Hamburger Beitrag zu ihrer Erforschung. Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft in Hamburg 56: 149-179.
Gerhardt, Ludwig, Roland Kießling & Mechthild Reh. 2008. Zur Geschichte der Afrikanistik in Hamburg. In: Ludwig Paul (Hg.), Vom Kolonialinstitut zum Asien-Afrika-Institut: 100 Jahre Asien- und Afrikawissenschaften in Hamburg, Gossenberg: Ostasien Verlag, 163-192. [Artikel als pdf-Download]