Adamawa-Gur
Über das Kolloquium
Adamawa
Die Adamawa-Gruppe des Niger-Kongo umfasst etwa 90 Sprachen, die sich vor allem über die Nigeria-Kamerun-Tschad-Region erstrecken. Sowohl die Zuordnung einzelner Sprachen zum Adamawa, als auch die interne Klassifikation dieser Gruppe ist bis dato äußerst umstritten. Grund dafür ist zum einen die Tatsache, dass die als Adamawa klassifizierten Sprachen nach wie vor weitgehend unterdokumentiert und lückenhaft beschrieben sind. Zum anderen ist die Kern-Region der Adamawa-Sprachen linguistisch derart stark fragmentiert und sowohl von internen als auch externen Konvergenzen gekennzeichnet, dass Probleme hinsichtlich der Klassifikation individueller Sprachen fast unumgänglich sind.
Gur
Die ungefähr 80 Sprachen des Niger-Kongo-Zweigs Gur sind in einem zusammenhängenden Gebiet verbreitet, das entlang des Sahel-Gürtels über die nördliche Elfenbeinküste, Burkina Faso, Nord-Ghana, die nördlichen Teile von Togo und Benin bis nach Nigeria reicht. Auch wenn die interne Gliederung des Gur noch immer im Wandel begriffen ist, so ist sie doch bei Weitem nicht so umstritten wie die der Adamawa-Sprachen, was insbesondere der längeren Forschungstradition dieser Gruppe wie auch der umfangreicheren Beschreibung ihrer Einzelsprachen zu verdanken ist.
Mittlerweile ist die enge Beziehung zwischen Adamawa- und Gur-Sprachen als evident anerkannt, und es besteht bei aktuellen Klassifikationen des Niger-Kongo nahezu Konsens, ein Gur-Adamawa-Kontinuum anzusetzen. Das Kolloquium bringt erstmals dezidiert Adamawa- und Gur-ExpertInnen zusammen, die sowohl typologische als auch sprachhistorische Aspekte ihrer Arbeiten zu Sprachen beider Familien zu Diskussion stellen.
Sprachen im Brennpunkt afrikanistischer Forschung
Mechthild Reh gehört zweifellos zu den prominenten Wissenschaftlerinnen, die ihre Forschungstätigkeit afrikanischen Sprachen gewidmet haben. Im Brennpunkt ihres Interesses stehen insbesondere die nilotischen Sprachen des nilosaharanischen Phylums, thematisch reichen ihre Interessensschwerpunkte von funktional-typologischer Sprachanalyse über historisch-komparative und kognitionslinguistische Ansätze bis hin zu Sprachkontaktforschung, Sprachsoziologie und Soziolinguistik. Hochschulpolitisch hat sich Mechthild Reh erfolgreich für die Erhaltung und Profilschärfung der Afrikanistik an der Universität Hamburg eingesetzt, an der sie seit 1996 als Professorin für Afrikanistik beschäftigt ist. Am 01. April 2016 scheidet Mechthild Reh aus dem aktiven Hochschuldienst aus. Am Internationalen Frauenkampftag (08.03.2016) werden wir mit diesem Abschiedskolloquium eine große Wissenschaftlerin sowie die Biographie einer couragierten Frau ehren.
Kolloquiums Programm
9:00-9:15 |
Welcome address (Roland Kießling, Universität Hamburg) |
9:15-10:15 |
„On a discourse grammar approach to African languages“ (Bernd Heine, Universität zu Köln) |
10:15-10:30 |
[Kaffee-Pause] |
10:30-11:30 |
„A shared pronominal canon in the Macro-Sudan belt: typological, areal and genealogical aspects“ (Tom Güldemann, Humboldt-Universität zu Berlin) |
11:30-13:30 |
[Sektempfang und Mittagspause] |
13:30-15:30 |
„Comments on diachronic semantics data with particular reference to Ubangi languages“ (Raymond Boyd, Llacan Paris) „Infinitives in Central Adamawa class languages“ (Ulrich Kleinewillinghöfer, Johannes Gutenberg-Universität Mainz) „What about the imperative plural in Cerma?“ (Gudrun Miehe, Universität Bayreuth) „Tense and aspect systems in Gur languages“ (Kerstin Winkelmann, Universität Bayreuth) |
15:30-15:45 |
[Kaffee-Pause] |
15:45-17:15 |
„The Verb in the Pɛrɛ language“ (Raimund Kastenholz, Johannes Gutenberg-Universität Mainz) „The particle ɓɐ in Fali: Evidence for the genesis of a clause-final negator?” (Raija Kramer, Universität Hamburg) „Grammaticalization as it happens? A usage-based approach to morphosyntactic variation in Pana (Gur)“ (Klaus Beyer, Goethe-Universität Frankfurt/Main) |
17:15-17:30 |
[Kaffee-Pause] |
17:30-19:00 |
„Information structure and the verb system of Oti-Volta languages“ (Ines Fiedler, Humboldt-Universität zu Berlin) „Relative constructions in Syer (Western Karaboro, Senufo)“ (Klaudia Dombrowsky-Hahn, Universität Bayreuth) „Number and noun class in an Oti-Volta subbranch“ Anne Schwarz, Universidad Regional Amazónica Ikiam, Ecuador) |
19:00-19:30 |
[Pause] |
ab 19:30 |
Festakt mit Bankett |
Downloads
Videos der Konferenzbeiträge
Am 08. März 2016 fand an der Universität Hamburg das erste Adamawa-Gur-Kolloquium. An dieser
Stelle können einige der aufgenommene Beiträge angesehen, angehört und heruntergeladen werden.
Bernd Heine: A discourse grammar approach to African languages
Tom Güldemann: A shared pronominal canon in the Macro-Sudan belt: typological, areal and
genealogical aspects
Raymond Boyd: Comments on diachronic semantics data with particular reference to Ubangi languages
Ulrich Kleinewillinghöfer: Infinitives in Central Adamawa class languages
Gudrun Miehe: What about the imperative plural in Cerma?
Kerstin Winkelmann: Tense and aspect systems in Gur languages
Raimund Kastenholz: The Verb in the Pɛrɛ language
Raija Kramer: The particle ɓɐ in Fali: Evidence for the genesis of a clause-final negator?
Klaus Beyer: Grammaticalization as it happens? A usage-based approach to morphosyntactic variation
in Pana (Gur)
Due to technical problems the videos of the colloquium’s last session lack an audio track
and therefore cannot be documented here. We deeply apologize for this.