Geschichte
Geschichte
Die wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Sprachraum der Austronesistik reicht bis zum Hamburger Kolonialinstitut (gegründet 1908) zurück. Im Jahre 1931 wurde die Austronesistik als unabhängiger Bereich, mit der damaligen Bezeichnung „indonesische und ozeanische Studien“, etabliert. Unter dem ersten Direktor der Abteilung, Otto Dempwolff, waren die historische und komparative Linguistik Schwerpunkte in Forschung und Lehre. Seine Publikationen zur Phonologie und sein Lexikon des Proto-Austronesischen legten das Fundament für gegenwärtige historische Studien. Dempwolffs Nachfolger Walther Aichele, Hans Kähler and Lode F. Brakel rückten literarische und kulturelle Themen stärker in den Vordergrund. Im Jahre 1990 nahm Rainer Carle seine Tätigkeit als Professor für Austronesistik auf. Er wurde langjährig von der wissenschaftlichen Mitarbeiterin Martina Heinschke und dem wissenschaftlichen Assistenten Arndt Graf unterstützt. Seit April 2009 ist Monika Arnez Juniorprofessorin für Austronesistik und seit April 2010 hat Yanti Mirdayanti das Lektorat für die indonesische Sprache inne. Im Dezember 2012 wurde Jan van der Putten auf die Professur für Austronesistik berufen. Die Einbindung der Austronesistik in die Südostasien-Abteilung, die 2005 gemeinsam mit der der Thaiistik und Vietnamistik erfolgte, die gemeinsamen BA- und MA-Studiengänge sowie die Zusammenarbeit mit benachbarten Fächern am Asien-Afrika-Institut bieten eine Vielzahl an Kooperations- und Entwicklungsmöglichkeiten des Faches. Die gegenwärtigen Schwerpunkte bilden malaiische Traditionen und Manuskriptskultturen sowie zeitgenössische indonesische Literatur. Fünf Promovenden verfassen derzeit ihre Dissertationen zu Themenbereichen innerhalb der Kultur, Literatur und Geschichte Malaysias und Indonesiens.
Die Anfänge der Hamburger Thaiistik gehen auf das Jahr 1958 zurück. Auf Initiative des Japanologen Oscar Benl ein Lektorat für die thailändische Sprache am Chinesischen Seminar eingerichtet. Beim Aufbau der Thaiistik spielte in den Anfangsjahren der Lektor Luang Kee Kirati, der in den 1930er Jahren schon unter Walter Trittel in Berlin Thai unterrichetet hatte, eine herausragende Rolle. Ihm zur Seite stand der promovierte Jurist Klaus Wenk, der sich vor allem der Erforschung der klassischen Literatur und der thailändischen Kunst widmete. Im Jahr 1970 erhielt Klaus Wenk einen Ruf als Professor für Sprachen und Kulturen des südostasiatischen Festlands an der neu gegründeten Abteilung Thailand, Burma und Indochina, deren Leitung er während der folgenden 22 Jahre innehatte. Ebenfalls von 1970 an, bis zu seinem allzu frühen Tod im Jahr 1988, war Klaus Rosenberg, dessen Schwerpunkt im Bereich der thailändischen Philologie lag, als Professor in der Abteilung tätig. Als im August 1997 auch seine Mutter starb, bestimmte sie testamentarisch, dass ihr Vermögen für eine Klaus-Rosenberg-Stiftung bestimmt sei. Einziger Zweck der Stiftung ist es, Studierende der Abteilung für Studienzwecke nach Thailand zu schicken oder thailändische Studenten nach Hamburg kommen zu lassen. Wenks Nachfolger wurde 1992 der international renommierte Ethnologe und Historiker Jan Barend Terwiel, der zuvor in Canberra und München gelehrt hatte. Terwiel bereicherte das Feld der Thaiistik durch die Einbeziehung der Kulturen der außerhalb Thailands lebenden Tai-Völker (u.a. Shan und Ahom) beträchtlich. Nach einer zweijährigen Vakanz wird die Thaiistik seit dem WS 2009/10 durch Prof. Dr. Volker Grabowsky vertreten, der sich 1996 an der Hamburger Thaiistik mit einer Arbeit über „Bevölkerung und Staat in Lan Na“ habilitiert hatte. Als Teil der 2005 gegründeten Südostasien-Abteilung bietet die Thaiistik gemeinsam mit Austronesistik und Vietnamistik BA- und MA-Studiengänge zu Sprachen und Kulturen Südostasiens an. Die Zusammenarbeit mit benachbarten Fächern am Asien-Afrika-Institut eröffnet eine Vielzahl an Kooperations- und Entwicklungsmöglichkeiten des Faches. Das Lektorat, das nach Luang Kee Kiratis Tod im Jahre 1967 zunächst Frau Prof. Dr. Ampha Otrakul (bis 1978) und danach Frau Patcharee Kaspar-Sickermann (bis 2009) innehatte, wird gegenwärtig von Frau Pannarai Büchmann wahrgenommen. Die gegenwärtigen Forschungsschwerpunkte bilden der thailändische und laotische Buddhismus, die Geschichte der Tai-Völker sowie ihre Manuskriptkulturen. Zwölf Promovenden verfassen derzeit Dissertationen in den Bereichen Geschichte, Kultur und Sprachwissenschaft.
Die Vietnamistik hat an der Universität Hamburg eine Tradition, die bis in das Jahr 1972 zurückreicht, als das erste Vietnamesisch-Lektorat an der damaligen Abteilung Thailand, Burma und Indochina des China-Seminars eingerichtet wurde. Dieses Lektorat entwickelte sich im Jahre 1982 zu einem eigenständigen Magisterstudiengang, wobei die Lektorenstelle zu einer Professur aufgewertet wurde. Seit 1972 vertrat Vũ Duy Từ das Fach Sprache und Kultur Vietnams in Lehre und Forschung, zunächst als Lektor für die vietnamesische Sprache und von 1982 bis 1999 als Professor. Er forschte über die christlich-europäische Einflußnahme auf Vietnam und schrieb ein Lehrbuch der vietnamesischen Sprache. Von 1999 bis 2002 war diese Stelle nicht besetzt. Mit der Neubesetzung im Jahre 2002 waren die Bemühungen zum Erhalt des Faches – ein Unikat im deutschsprachigen Raum – von Erfolg gekrönt. Die Einbindung der Vietnamistik, gemeinsam mit Thaiistik und Austronesistik, in die 2005 gegründete Südostasien-Abteilung und in die gemeinsamen BA-und MA-Studiengänge sowie die Nachbarschaft zu den großen und wichtigen Fächern der Asien- und Afrikawissenschaften, vor allem der Sinologie, der Japanologie und Koreanistik, aber auch der Indologie und Islamwissenschaften, ermöglichen der Lehre und dem Studium der Sprache und Kultur Vietnams deutschlandweit einzigartig günstige Entwicklungsbedingungen. Im Jahre 2002 begann Jörg Thomas Engelbert seine Tätigkeit Professor für vietnamesische Sprache und Kultur. Er wurde auf dem Gebiet der Vietnamistik promoviert und habilitierte sich in Geschichte Südostasiens. Gegenwärtige Forschungsschwerpunkte bilden die moderne Geschichte Vietnams unter besonderer Berücksichtigung des Südens, ethnische Entwicklungen und die Beziehungen zwischen Vietnam, Laos und Kambodscha, Vietnam und China sowie die Volksliteratur der Việt. In der Lehre wird das Bemühen darauf gerichtet sein, das Fach in seiner ganzen Breite unter besonderer Berücksichtigung der Sprache, Literatur und Geschichte zu vertreten. Seit 2006 gibt es endlich auch ein festes Vietnamesisch-Lektorat, das Herr Cao Quang Nghiệp, Absolvent der Hamburger Vietnamistik, ausfüllt. Er arbeitet gegenwärtig auch an einer Promotion zur Literaturgruppe „Tự Lực Văn Đoàn“. Vier weitere Promovenden schreiben zurzeit Dissertationen über Sprachwissenschaft und Literatur.