Türkeiforschung in Deutschland III-2014
Workshop
Türkeiforschung in Deutschland III
Die Türkei im Spannungsfeld von Kollektivismus und Diversität
Datum: 21. und 22. März 2014
Ort: Universität Hamburg, Asien-Afrika-Institut
Keynote
Esra Özyürek (LSE)
Workshopgruppen und -leitung
- Kultur - Prof. Dr. Burcu Dogramaci (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Identitätsnarrative - Prof. em. Dr. Klaus Kreiser (Universität Bamberg)
- Politische Institutionen - Dr. Elise Massicard (Institut Français d'Etudes Anatoliennes)
- Europa - Dr. Kerem Öktem (University of Oxford/Istanbul Policy Center)
Die Türkei im Spannungsfeld von Kollektivismus und Diversität
Als im Juni 2013 die türkische Polizei den Gezi-Park räumte, rechtfertigte der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan das harte Vorgehen gegen die Demonstranten mit der demokratischen Legitimation seiner Regierung. Da die Mehrheit der türkischen Wähler für die AKP stimmte, sei es deren Aufgabe, das öffentliche Interesse zu definieren und gegen den Widerstand politischer Minderheiten durchzusetzen.
Aus historischer Sicht erscheint die Reaktion der Regierung auf die Gezi-Bewegung als Wiederaufleben eines hierarchischen und anti-pluralistischen Staatsverständnisses. Neu ist allerdings die Legitimierung autoritären Staatshandelns durch den vermeintlichen Auftrag der Mehrheit der Wähler.
Im Kontrast zu ihrer staatlichen Gründungsnarrative ist die Türkei durch ethnische, religiöse, politische und soziale Vielfalt geprägt. Diese Diversität erzeugt auf den ersten Blick ein Spannungsfeld mit dem anti-pluralistischen Demokratieverständnis, das tief in den politischen und sozialen Institutionen der Türkei verankert ist.
Gleichzeitig reflektiert die Legitimierung des Staatshandelns durch politische Mehrheiten ein illiberales und paternalistisches Gesellschaftsmodell. Es stellt sich einerseits die Frage, inwieweit dieses Verständnis von Staatlichkeit paradigmatisch ist, und zum anderen unter welchen Bedingungen nicht-hierarchische und pluralistische Formen sozialer Organisation von Kollektiven in der Türkei möglich sind.
Der Workshop und die Publikation untersuchen gegliedert in fünf Themengruppen unterschiedliche Aspekte des Spannungsfeldes zwischen Kollektivismus und Diversität in der Türkei. Als inhaltlicher Leitfaden dienen die anstehenden Schwerpunkte und Fragestellungen, die von den Gruppenleitern vorgegeben wurden(vgl. Themengruppen).