Neuübersetzung des großen japanischen Samurairomans "Heike monogatari"Dr. Michael Stein, Tôkyô
11. Juni 2024, von AAI-Redaktion
Foto: Manesse Verlag 2023
Der erste japanische Samurairoman „HEIKE MONOGATARI – Der Sturz des Hauses Taira“ ist das bedeutendste, literarisch wertvollste und ausgewogenste Werk seiner Gattung. Entstanden im 12. bis 14. Jahrhundert aus mündlicher Tradition blinder fahrender Sänger, war es zur Zeit seiner Niederschrift im Jahre 1370 durch Diktat eines der Barden bereits ein vollendetes Meisterwerk. Es handelt sich indes keineswegs um ein Schlachten-Epos mit Heldenverklärung, sondern um ein Werk mit spiritueller Tiefe und Anteilnahme am Leid der Kriegsopfer, die keineswegs fiktive Romanhelden, sondern die Ahnen der Künstler und ihrer Zuhörer waren. Wir sollten das Buch als Sühnewerk, als Gebet um das Seelenheil der Gefallenen und eine eindringliche Mahnung zum Frieden auffassen.
Eine Besonderheit des Werks ist seine viel gepriesene Sprache, deren schönste Stellen japanische Leser bis heute faszinieren. Diese Sprache wechselt zwischen journalistisch anmutenden Reportagen, kontemplativen Szenen, humorvollen Einlagen und rauem Kriegerjargon und liefert damit ein getreues Abbild der Gedankenwelt jener Zeit. Stellenweise wird in lyrisch anmutenden Passagen immer wieder der Gesang der Barden hörbar – eine immense Herausforderung an einen heutigen Übersetzer, der versuchen möchte, etwas von dieser Faszination auch den heutigen, deutschsprachigen Lesern und Leserinnen zu vermitteln.
In diesem Vortrag wird der Übersetzer Michael Stein, der das Werk 2023 in deutscher Sprache beim renommierten Manesse Verlag vorlegte, auch anhand kurzer Leseproben darlegen, wie er sich dieser Herausforderung gestellt hat.
Dr. Michael Stein schloß seine Promotion im Fach Japanologie 1979 mit einer Arbeit über das Torikaebaya monogatari („Die vertauschten Geschwister“) ab. Seither wirkte er an verschiedenen japanischen Universitäten sowie als bekannter Übersetzer literarischer Werke insbesondere der vormodernen japanischen Literatur. Für seine Übersetzung des berühmten Makura no sôshi („Kopfkissenbuch“), ebenfalls beim Manesse Verlag, erhielt er den Übersetzerpreis der Japan Foundation im Jahr 2016.
Diese Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (OAG).
Ort und Zeit
Dienstag, 11. Juni 2024, 18.00–19:30 Uhr
Edmund-Siemers-Allee 1, Flügel Ost
Asien-Afrika-Institut, Raum 122 (ESA-O 122)
Flyer zum Download (pdf, 180 kb)