57577 – Die Lizenz zum Töten der Grammatik?Zum Zusammenspiel von Metrik und Grammatik in der alt- und klassischjapanischen Dichtung
17. Dezember 2018, von AAI Redaktion
Vortrag von Prof. Dr. Sven Osterkamp, Ruhr-Universität Bochum, am Montag, 17.12.2018 um 18.00 Uhr im Asien-Afrika-Institut, Raum 121
Die traditionelle japanische Dichtung ist geprägt von einer (zu Beginn wohl silben-, dann jedoch) morenzählenden Metrik, was auch für die hier im Fokus stehende alt- und klassischjapanische Dichtung des 7. bis 12. Jahrhunderts gilt. Die vorherrschende Form des Kurzgedichts (tanka) mit seinen 5 Versen in 5-7-5-7-7 metrischen Einheiten legte der Sprache ein enges Korsett an, was erwartungsgemäß auch für die Grammatik nicht ohne Konsequenzen blieb. So sind in der Dichtung dann auch öfter Phänomene zu beobachten, die im Bereich der Prosa selten bis unbelegt sind.
Was aber waren konkret die Strategien, um einen Vers auf die richtige Länge zu bringen, wenn das, was einem eigentlich vorschwebte, zu lang oder zu kurz ausfiel? Wie elastisch waren hierbei Versgrenzen, wie groß die Spielräume auf den Ebenen der Morphologie und Syntax? Kurzum: Zu welchen Zugeständnissen an die Metrik war die Grammatik wirklich bereit?

Prof. Dr. Sven Osterkamp hat seit 2011 die Professur für Sprache und Literatur Japans an der Ruhr-Universität Bochum inne. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Sprach-, Schrift- und Forschungsgeschichte des Japanischen sowie anderer ostasiatischer Sprachen.