Prof. Dr. Thomas Eich
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Islamwissenschaft
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Schwerpunkte
- Bafög Verantwortlicher der Islamwissenschaft
Ich habe mir etwa seit 2000 im wesentlichen drei Forschungsschwerpunkte erarbeitet. Meine Dissertation über Abu l-Huda al-Sayyadi (gest. 1909) aus Nordsyrien beschäftigte sich mit Sufismus im Spätosmanischen Reich. Dabei stand die Frage sozialpolitischer Dimensionen sufischer Schriften im Mittelpunkt wie auch die Untersuchung von persönlichen Netzwerkbeziehungen und deren Transformation im Laufe des bewegten Lebens von Abu l-Huda. Zu diesem Themenfeld habe ich auch über die Dissertation hinaus noch weitergehende Artikel mit neuem Material publiziert.
Ein weiterer Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich zeitgenössischer Debatten sunnitisch-muslimischer Rechtsgelehrter zu medizin-ethischen Themen vor allem im Bereich von Lebensanfangsfragen wie Reproduktionsmedizin oder pre-natal screening. Hierbei habe ich vor allem Diskussionen seit den 1980er Jahren analysiert. Diese Arbeit zielte darauf sich der Frage anzunähern, wie bestimmte technische Entwicklungen im zeitgenössischen islamischen Recht diskutiert werden und welche konkreten gesellschaftlichen Dimensionen der jeweilige technologische Wandel hat, was wiederum auf die Diskussion der Rechtsgelehrsamkeit rückwirkt. Medizin-ethische Debatten können somit auch zu einem Fenster werden, das Einblicke in zeitgenössischen sozialen Wandel in Ländern des Nahen Ostens ermöglicht.
Mein dritter Forschungsschwerpunkt hat sich etwa seit 2010 entwickelt und beschäftigt sich mit arabisch-islamischen Texten etwa vom 7. bis 12. Jahrhundert (fiqh, hadith, Koran und deren jeweilige Kommentarliteratur). Im Zentrum stehen dabei die Texte, auf die sich die zeitgenössische Rechtsgelehrsamkeit in der Regel bezieht, wenn Fragen nach vorgeburtlichem Leben verhandelt werden. Dies zielt darauf, ein besseres Verständnis von diesen Texten in ihrem jeweiligen historischen Horizont zu entwickeln. So habe ich mehrere – recht kleinteilige – Analysen der Überlieferungsgeschichte von hadithen publiziert, die Vorstellungen von embryonaler Entwicklung transportieren und die moderne medizin-ethische Diskussion sunnitischer Rechtsgelehrsamkeit stark geprägt haben. Teils kamen dabei auch Dinge heraus, die mich überraschten. So habe ich am Beispiel des von Ibn Mas’ud überlieferten hadith auch zeigen können, wie der Wortlaut der Überlieferung noch bis ins 18.Jahrhundert kleinere Überarbeitungen erfahren konnte, während ich am Beispiel des von Hudhayfa b. Asid überlieferten hadith auch Überlegungen über die Art und Weise anstellen konnte, wie der berühmte hadith Sammler Muslim bei der Auswahl und Zusammenstellung des hadith Materials vorging.
Meine Interessen an zeitgenössischer Islamischer Bioethik und historischen Perspektiven habe ich mit einem internationalen Forschungsteam „Contemporary Bioethics and the History of the Unborn in Islam“ 2015 bis 2021 vertieft, finanziert durch einen Consolidator Grant des European Research Council. Eine Zusammenfassung der Ergebnisse im Videoformat findet sich hier .
Akademischer Werdegang
1999 Magisterabschluss Universität Bamberg
2002 Promotion Universität Bochum (RUB)
4/2002 – 12/2002 arbeitslos
2003 – 2007 DFG-Projekt zu zeitgenössischer islamischer Bioethik an der RUB
2005 – 2006 Assistent am Seminar für Orientalistik RUB
2007 – 2010 Akademischer Rat auf Zeit am Orientalischen Seminar, Universität Tübingen
2010 Professor für Islamwissenschaft (W2) Universität Hamburg