Prof. Dr. Nora Derbal

Foto: Nora Derbal/David Ausserhofer
Juniorprofessorin Islamwissenschaft
Geschichte und Kultur des Vorderen Orients
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Dienstag 14:15 - 15:15 Uhr, nur nach vorhheriger Anmeldung über Termin.
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Meine Forschung beschäftigt sich mit der Welt des Islams in Moderne und Gegenwart. Regional liegt mein Forschungsschwerpunkt auf der Arabischen Halbinsel, und besonders auf Saudi-Arabien, den arabischen Golfmonarchien, und Palästina/Israel. Inhaltlich verfolge ich mit meiner Forschung zwei Richtungen: Erstens untersuche ich islamische Praktiken und Konzepte in ihrer alltäglichen und gelebten Ausübung. Zweitens reflektiert meine Forschung, wie in Europa Wissen über Islam und muslimische Gesellschaften entsteht und fortgeschrieben wird.
Ich begrüße Studierende, die eine Masterarbeit oder Dissertation mit Bezug zur arabischen Welt in der Neueren und Neuesten Geschichte, Moderne und Gegenwart schreiben möchten.
Laufende Forschungsprojekte
Heinrich von Maltzan, A Life in Fragments
In meinem Habilitationsprojekt untersuche ich Wissensproduktion über Islam und muslimische Gesellschaften durch Leben und Werk des Forschungsreisenden Heinrich von Maltzan (1826–1874). Maltzan gilt als einer der ersten Forschungsreisenden moderner Prägung, der die Arabische Halbinsel bereiste und darüber zu seiner Zeit vielgelesene Reiseberichte und wissenschaftliche Abhandlungen verfasst hat. Während die Geschichte der deutschen Orientalistik an deutschen Universitäten mittlerweile gut erforscht ist, fand die wichtige Mittlerrolle, die Reisende in der Produktion und Vermittlung von Islam-Wissen einnahmen, bisher wenig Beachtung. Indem das Forschungsprojekt das komplexe Wechselspiel zwischen Orientreisenden, Universität und Öffentlichkeit beleuchtet, leistet die Habilitation einen wichtigen Beitrag zur Wissen(schaft)sgeschichte des 19. Jahrhunderts.
“Die Arabischen Golfstaaten und Palästina”
Ich sondiere derzeit Material für eine Forschung, welche die vielfältigen Verflechtungen der Arabischen Halbinsel mit Palästina in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts untersucht und der Frage nachgeht, wie Palästina zum vielfältigen Symbol der arabischen und islamischen Welt wurde (u.a. zum Symbol für den ‚gerechten‘ Krieg, der Solidarität, der Einheit der arabischen Welt, des Islams, der Sehnsucht und Diaspora, des Widerstands, der Unterdrückung). Die Forschung behandelt Themen wie Solidarität und Gemeinschaft, Märtyrertum und Jihad, sowie transnationale Verflechtungen in Kunst und Kultur, Bildungsnetzwerke und Zivilgesellschaft zwischen den Gesellschaften der Arabischen Halbinsel und Palästina.
“Law and Society in Saudi Arabia”, zusammen mit Dominik Krell und Ulrike Freitag, internationale Konferenz am Leibniz Zentrum Moderner Orient, 9.-10. Oktober 2024, gefördert von der Körber Stiftung und der Fritz Thyssen Stiftung. Tagungsband in Arbeit.
Akademischer Werdegang
Ich bin 1984 in Oran, Algerien, geboren. Während meiner Schulzeit in Süddeutschland habe ich mich für den Verein Flüchtlingskinder im Libanon e.V. engagiert und im Rahmen der Vereinsarbeit mit Hilfe von Interviews in den Palästinensischen Flüchtlingslagern Rashidiye und Bourj Al-Shemali im Süden des Libanon, während meiner Schulzeit 2003 eine Abschlussarbeit zu „Attitudes and Perceptions of Palestinian Pre-Adolescents towards the „Israel-Palestine“ Conflict“ geschrieben. Nach der Schule und einem unfreiwilligen Gap Year habe zunächst ein Jahr an der Oxford University, Pembroke College, Arabic and Modern Middle Eastern Studies studiert und bin dann an die Freie Universität Berlin gewechselt, da ich mir die Studiengebühren in UK nicht leisten konnte und keine Studienförderung gefunden habe.
Nach dem Magisterstudium der Islamwissenschaft und Neueren und Neuesten Geschichte in Berlin habe ich mich an der Berlin Graduate School Muslim Cultures and Societies bei Prof. Dr. Ulrike Freitag und Prof. Dr. Gudrun Krämer 2017 in Islamwissenschaft promoviert. Meine Dissertation, “Charity for the Poor in Jeddah, Saudi Arabia, 1961–2015” wurde von der Körber Stiftung mit dem zweiten Platz des Deutschen Studienpreises der Körber Stiftung ausgezeichnet. Von 2015 bis 2020 habe ich fünf Jahre in Kairo gelebt, wo ich zunächst als Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Orient-Instituts Beirut (OIB), und später als Postdoc an der American University in Cairo (AUC) gearbeitet habe. Von 2020 bis 2024 war ich in Jerusalem auf einer vom BMBF-geförderten Postdoc Stelle Mitglied der Martin Buber Society of Fellows in the Humanities and Social Sciences an der Hebrew University of Jerusalem.
Mein Buch, Charity in Saudi Arabia: Civil Society under Authoritarianism (Cambridge University Press 2022) wurde vom Times Literary Supplement als eines der “Books of the Year 2022” ausgezeichnet und gewann den Polonsky Prize for Creativity and Originality in the Humanistic Disciplines. Ich habe u.a. zu gender und Frauen in Saudi-Arabien, Popkultur und Musikfestivals in Riad, der Pfadfinderbewegung auf der Arabischen Halbinsel, humanitärer Hilfe Saudi-Arabiens, und Jugendgruppen in Jidda publiziert.
Viele meiner Publikationen sind auf https://uni-hamburg.academia.edu/NoraDerbal verfügbar.
Seit Juli 2024 arbeite ich als Redakteurin für Rezensionen bei Die Welt des Islams.
Im Rahmen meiner wissenschaftlichen Arbeit ist es mir ein Anliegen mich dafür einzusetzen, die „arabische Welt“ nicht nur als Gegenstand von Forschung und Lehre zu betrachten, sondern die Menschen in der Region zu sehen und besser zu verstehen, sowie Kooperationen in Forschung und Lehre mit Partnern im Nahen und Mittleren Osten auf- und auszubauen. An der Universität Hamburg möchte ich mich dafür einsetzen, dass auch Studierende die Möglichkeit bekommen, für eine gewisse Zeit in der arabischen Welt zu leben und diese selbst zu erfahren.
Publikationsliste (PDF)
CV (PDF)
Betreute Abschlussarbeiten (PDF)