Jazz aus Mali mit Fatoumata Diawara
Fatoumata Diawara
Fatoumata Diawara wurde 1982 in der Elfenbeinküste als eines von elf Kindern in eine malische Griotfamilie hineingeboren. Fatoumata Diawara lebte zunächst in Abidjan und war schon als Kind eine leidenschaftliche Sängerin und Tänzerin. Bis zu ihrem neunten Lebensjahr war sie Teil der Tanzgruppe ihres Vaters. Mit neun Jahren wurde sie zu ihrer Tante nach Bamako geschickt, die ihr Kontakte ins Theatermilieu vermittelte und wodurch sie ihre ersten Rollen ergatterte. Durch die Titelrolle im Film „Sia, le rève du python“ (2001) wurde Fatoumata Diawara in Mali berühmt. So wurde auch Jean-Louis Courcoult, der Direktor der französischen Theatergruppe Royal de Luxe auf Fatoumata Diawara aufmerksam: er bot ihr eine Rolle in einer neuen Produktion an. Obwohl ihre Tante gegen ein solches Engagement war und sie stattdessen mit einem Cousin verheiraten wollte, floh Fatoumata Diawara nach Frankreich und schloss sich der Gruppe an. Sechs Jahre lang reiste sie mit Royal de Luxe umher und arbeitete mit einigen malischen Künstler*innen zusammen. Sie lernte, Gitarre zu spielen und nahm 2011 in Paris ihr erstes Album Fatou auf, worauf sie auf ihrer Muttersprache Bambara singt. Inzwischen singt Fatoumata Diawara aber auch auf Französisch und Englisch. In ihren Texten beschäftigt sich die Sängerin sowohl mit privaten als auch mit gesellschaftlichen Problemen. So spricht sie sich beispielsweise für mehr Frauenrechte und die Selbstbestimmung der Frauen aus. Sie ist die erste Frau in Westafrika, die in ihrem Song Boloko weibliche Genitalverstümmlung thematisiert.
Fatoumata Diawara greift auch andere wichtige politische Themen auf. In ihrem Lied Clandestin beschäftigt sie sich mit den emigrierenden jungen Menschen aus Mali, die versuchen, nach Europa einzureisen. Sie kritisiert die restriktive Politik Europas gegenüber Migrant*innen und ruft die eigene Regierung dazu auf, junge Menschen zu unterstützen.
Als 2013 französische Truppen nach Mali entsandt wurden, um das dortige Militär im Kampf gegen islamistische Milizen zu unterstützen, vereinte Fatoumata Diawara vierzig der bekanntesten malischen Sänger*innen in Frankreich. Gemeinsam mit Amadou, Mariam und Oumou Sangaré nahmen sie dort die Friedenshymne Mali-ko auf. Inzwischen spielt Fatoumata Diawara auf zahlreichen Festivals und ist in Filmen wie Timbuktu oder Mali Blues zu sehen. Fatoumata Diawara lebt heute mit ihrem Ehemann in Paris.
Griots
Griots sind Poet*innen aus Westafrika. Normalerweise ist die gesamte Familie in der Kunst tätig. Die künstlerischen Familien und Gruppen singen, dichten, predigen, tanzen oder spielen Instrumente, dabei unterrichten oder unterhalten sie ein Publikum. Die Gesänge dienen u.a. der Vermittlung von historischen Ereignissen oder dem Vortragen von Texten. Die Wurzeln der Mande Griots reichen bis ins dreizehnte Jahrhundert, als das Reich Mali von dem König Sunjata Keita gegründet wurde. In der Gesellschaft der Mande gehören Griots in die nyamakala-Kaste, gleichgestellt mit Schmied*innen, Töpfer*innen und anderen Handwerker*innen und künstlerischen Spezialist*innen. Griots heiraten normalerweise nur innerhalb ihrer Kaste. Das Instrument der Griots ist die Sprache, welche soziale Macht verkörpert. Sie kann von den Griots dazu genutzt werden, diplomatisch zu überzeugen, Frieden zu stiften, Emotionen hervorzurufen und die Mitmenschen zum Handeln zu motivieren. In früheren Zeiten waren die Griots oft Angestellte von Herrscher*innen und sangen über deren Herkunft, predigten über heldenhafte Taten von Kämpfer*innen oder fungierten als Mediator*innen zwischen zerstrittenen Parteien. Heutzutage sind Griots immer noch sehr bekannt und genießen durch ihre Reden und musikalischen Auftritte ein hohes Prestige.
Literatur
africafestival.org. 2013. Laudatio für die Preisträger des Africa Festival Award 2013. Zugriff 5. Mai 2019. https://www.africafestival.org/award-2013/
Djubaka, Par. 2018. „Fenfo“ le dernier album de Fatoumata Diawara, a été une de nos boussoles musicales. franceinter, 12. Dezember, Zugriff 5. Mai 2019. https://www.franceinter.fr/personnes/fatoumata-diawara
Marchand, Trevor H.J. 2015. ‚It’s in our Blood’: Mali’s Griots and Musical Enskilment. Africa 85 (2): 356 – 64.
Nurse, Earl. 2013. The rise of Fatoumata Diawara, Mali’s pop princess. CNN, 14. August., Zugriff 5. Mai 2019, https://edition.cnn.com/2013/08/14/world/africa/the-rise-of-fatoumata-diawara-mali/index.html
Smith, Caspar Llewellyn. 2012. Fatoumata Diawara: „Singing is a medicine“. The Guardian. 21. März, Zugriff 5. Mai 2019. https://www.theguardian.com/music/2012/mar/21/fatoumata-diawara-mali-damon-albarn
WDR 2018. Fatoumata Diawara. 15. Mai, Zugriff 5. Mai 2019. https://www1.wdr.de/radio/cosmo/musik/global-pop-lexikon/fatoumata_diawara104.html