Rumba Lingala aus dem Kongo mit Papa Wendo und Tshala Muana
Kongo-Rumba
Die Kongolesische Rumba ist eine Tanzmusik aus der Region um Brazzaville und Kinshasa und ist unter dem Namen Rumba Lingala, Zaire-Musik und Soukous bekannt.
Schon in den 1920er und 30er Jahren war kubanische Son-Musik in Zentralafrika verbreitet. Bei europäischen Radiostationen populär, kam diese Musik auch bei der afrikanischen Bevölkerung gut an: die afrikanischen Rhythmen, die ehemals von Sklaven mit in die Karibik gebracht wurden, wurden nun neu angeeignet. Anfangs sangen lokale MusikerInnen die Originalmusik der Kubaner auf Spanisch nach, doch schon bald produzierten sie ihre eigenen Hits mit Texten in Lingala, auch begleitet von Veränderungen in den Melodien. Dies bedeutete eine höhere Geschwindigkeit und unter anderem auch den Einfluss von Rock'n'Roll. Die großen Musiker dieser ersten Phase der kongolesischen Rumba waren Papa Wendo, Leon Bukasa, Kabasele Tshamala (genannt Le Grand Kallé) und Tabu Ley, sowie Dr. Nico Kasanda. Einige von ihnen spielten in der einflussreichen Band Le Grand Kallé et l’African Jazz. Kinshasa und Brazzaville, die Hauptstädte der beiden Kongolesischen Republiken, nur durch einen Fluss voneinander getrennt, waren das Zentrum dieser Musik im Herzen Afrikas.
Die Rumba Lingala lässt sich in unterschiedliche Stile unterteilen, von denen jeder auch von einem eigenen Tanzstil geprägt war: In der Phase von 1955 bis 1959 wurde die klassischen Rumba von Stars wie Papa Wendo gespielt. Darauf folgte der Kara Kara von 1960 bis1962, was so viel wie „gleichgültig“ bedeutet. Bei diesem Tanz entfernen sich die TanzpartnerInnen voneinander und geben sich beim Wiederaufeinandertreffen betont gleichgültig. Interpreten dieser Zeit waren zum Beispiel Tabu Ley und die Band Le Grand Kallé et l’African Jazz, die von Kabasele Tshamala geleitet wurde. Der Boucher von 1964 bis 1965 kam aus Brazzaville. Er hatte einen sehr harmonischen Tanzstil, bei dem die Tänzer ihre Hüften nur leicht auf und ab bewegten. 1966 entstand hieraus der Soukous. Der Begriff ist vom französischem secouer, „schütteln“ abgeleitet. Seine Ähnlichkeit zu verschiedenen traditionellen Tänzen trug zu seiner Popularität bei. Dieser Musikstil hatte deutlich mehr Tempo als der Boucher. Eine der bekanntesten Bands des Soukous waren African Fiesta, gegründet von Tabu Ley und Dr. Nico Kasanda. Ende der 1960er Jahre trat der Kiri Kiri auf. Kiri Kiri bedeutet „Aufregung“ oder „Ärger“ und wurde vom amerikanischem Soul, wie er von James Brown und Aretha Franklin vertreten wurde, beeinflusst. Zu dieser Zeit entwickelte sich der Apollo-Tanzstil. Er war von der ersten Mondlandung der Amerikaner inspiriert, wobei der Moonwalk der Astronauten imitiert wurde.
Kolosoy Wendo, später bekannt als Papa Wendo, wurde 1925 in der Region um Kinshasa geboren und wurde mit neun Jahren zur Waise. Mit elf begann er, Gitarre zu spielen. Schon als Teenager unterhielt er die Passagiere von Fähren auf dem Kongo-Fluss mit seiner Musik. Er arbeitete als Seemann, Boxer und Hafenarbeiter und machte 1948 erste Aufnahmen. Damit begann seine Karriere als professioneller Musiker. Er gründete das Victoria Kin Orchester und landete seinen ersten großen Hit mit dem Song Marie-Louise. Von der katholischen Kirche wurde das Lied als satanisch gebrandmarkt: die Priester behaupteten, es könne bei Nacht die Toten auferwecken. Wendo wurde in Folge exkommuniziert und musste sogar eine Zeit im Gefängnis der damaligen belgischen Kolonialmacht verbringen.
Auf der Höhe seines Ruhmes in den 50er Jahren freundete er sich mit dem kongolesischen Unabhängigkeitskämpfer und späteren Ministerpräsidenten Patrice Lumumba an. Nach dessen Ermordung 1961 beendete Wendo seine Musikerkarriere mit der Begründung, dass er sich nicht von Machthabern wie Mobutu Sese Seko instrumentalisieren lassen wolle. Trotzdem nahm er 1974 am Festival „Zaire 74“ teil, welches in Verbindung mit dem Boxkampf „Rumble in the Jungle“ zwischen George Foreman und Muhammad Ali stand. 1993 hatte er sein Comeback mit dem Album Nani akulelo Wendo? Und 1999 nahm er seinen Hit Marie-Louise erneut auf und tourte durch Europa und die Vereinigten Staaten. 2008 verstarb er im Alter von 83 Jahren in Kinshasa.
In den Siebziger Jahren verbreitete sich der Soukous über ganz Ostafrika und hat es bis nach Europa geschafft. In Kenia, Tansania und Uganda ist der Soukous als Lingala, Kwasa Kwasa (aus dem Französischem quoi ca? = was ist das?) oder Ndombolo bekannt, wobei diese Bezeichnung auch unterschiedliche Stile benennen.
Eine der bekanntesten Sängerinnen des Soukous ist Tshala Muana, deren Hit Karibu Yangu (1987) bis heute von ostafrikanischen Popstars interpretiert wird. Tshala Muana wurde 1957 in Lubumbashi, in der Demokratischen Republik Kongo geboren. 1976 begann sie ihre Karriere als Tänzerin in der populären Band TshekeTsheke Love. Da der Erfolg als Sängerin im Kongo ausblieb, ging sie 1981 in die Elfenbeinküste, wo sie ihre ersten Singles produzierte. In ihrer Stilrichtung verband sie die Rumba Lingala aus Kinshasa mit dem Mutuashi-Rhythmus, welchen sie aus ihrer Heimatregion Kasai mitgebracht hatte. Tshala Muana wurde mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, siedelte nach Paris über und produzierte über 19 Alben. 1997 kehrte sie in den Kongo zurück und engagierte sich auch politisch, u.a. gründete sie die Frauenorganisation REFECO und ist bis heute als Sängerin aktiv.
Die Kongo-Rumba ist der kongolesischen Musik bis heute in erhalten. Gesungen wird oft auch noch auf Lingala, neben anderen Sprachen wie Französisch. Ndombolo ist weiterhin populär, aber es gibt auch neue Stilrichtungen wie den Kongo-Gospel. Fally Ipupa ist einer der aktuellen Ndombolo-MusikerInnen. Der Gospel wird von einer Vielzahl neuer Talente vertreten und seine Popularität erstreckt sich weit über die Grenzen des Kongo hinaus in einen Großteil Afrikas.
Quellen:
Bender, Wolfgang.1985. Sweet Mother – Moderne afrikanische Musik. München: Trickster Verlag.
Lusk, Jon. 2008. Wendo Kolosoy: Star of 'rumba congolaise'. Independent, 02 August, Zugriff 21.10.2018. https://www.independent.co.uk/news/obituaries/wendo-kolosoy-star-of-rumba- congolaise-883312.html
panafricannewswire.blogspot.com 2008. Tshala Muana: A musical and political biography of dedication and struggle, 10 January, Zugriff 21.10.2018.
Sarasin, Jacques. 2007. On the Rumba River – Dokumentarfilm.
White, Bob W. 2008. Rumba rules – The politics of dance music in Mobutu´s Zaire. Durham: Duke University Press.